von Ulla Coester, Beraterin, Coach und Moderatorin
Ende Februar trafen sich in Barcelona wieder alle Globalplayer – mit Ausnahme von Apple – um auf dem Mobile World Congress (MWC), der weltgrößten Messe für mobile und digitale Technologien, ihre Innovationen vorzustellen und über die globalen Wachstumspotentiale zu referieren. Doch es war nicht nur eine Messe der ganz großen Namen, dazwischen fanden sich auch kleine und mittelständische Anbieter – einige sogar aus Deutschland. Solche Schritte auf das Parkett internationaler Messe werden für deutsche Unternehmen zunehmend wichtiger, denn die Notwendigkeit zur Digitalisierung macht weder vor dem Mittelstand Halt noch sollten sich – was genauso entscheidend ist – die vielen kleinen innovativen Unternehmer mit ihrem Angebot vor den großen Konzernen verstecken.
Auf den Punkt gebracht wird es nun für deutsche Unternehmen wirklich Zeit, sich auch im globalen Markt der Digitalisierung zu positionieren. Denn, so Professor Tobias Kollmann, Inhaber des Lehrstuhls E-Business und E-Entrepreneurship der Universität Duisburg-Essen und Vorsitzender des Beirats „Junge Digitale Wirtschaft“ beim BMWi sowie Beauftragter für die Digitale Wirtschaft in NRW, „im Netz gibt es keine Grenzen und genauso, wie die internationalen Online-Wettbewerber auf dem deutschen Markt aktiv sind, müssen sich unsere Unternehmen international engagieren“. Dabei gäbe das Internet sowohl klassischen als auch neuen digitalen Unternehmen die Chance, sehr schnell neue Kunden und neue Märkte zu erobern – und das „sprichwörtlich nur mit einem Mausklick“.
Starthilfe für den Mittelstand?
Doch konkret zurück zum MWC. Lässt sich hier für kleine Unternehmen ohne große Marketingbudgets eine Präsenz überhaupt realisieren? Ja, das geht – dank verschiedener Fördermaßnahmen, wie etwa der Zurverfügungstellung von Gemeinschaftsständen, die es mittlerweile seitens einiger Bundesländer gibt. Diese konkreten Initiativen zur Unterstützung sind nach Ansicht von Kollmann notwendiger denn je, da „der Mittelstand der zentrale Baustein für unsere Wirtschaft ist“ den es „aktiv ins digitale Zeitalter zu führen gelte, damit uns diese Wirtschaftskraft erhalten bleibt“.
Doch noch sieht die Realität nicht rosig aus – aktuelle Studien zeigen, so Kollmann, dass „bis zu 70 Prozent der mittelständischen Unternehmen eine Digitalstrategie für ihren Betrieb fehlt“. Von daher lautet beispielsweise das Ziel in NRW, „den Mittelstand für das Thema Digitalisierung zu aktivieren und zum Handeln zu motivieren“, zum Beispiel über die Zusammenarbeit mit Startups der Digitalen Wirtschaft.
IT-Sicherheit: Gute Perspektiven für deutsches Know-how?
IT-Sicherheit und Datenschutz waren seit jeher Themen, die primär auch mit Know-how aus Deutschland assoziiert werden. Aber welchen Stellenwert nimmt diese Kompetenz momentan im Kontext der Digitalisierung ein? Hier kommt es auf die Perspektive an: Unbestritten erachtet Professor Kollmann IT-Sicherheit als ein wichtiges Thema. Gleichzeitig schränkt er jedoch ein, dass er „noch kein Startup aus Deutschland gesehen hat, welches sich auf diesem Feld gegen Konkurrenz insbesondere aus den USA und Asien behaupten konnte“. Das beste Beispiel hierfür sei seiner Ansicht nach der Markt für Online-Messenger: Auf der einen Seite das nachweislich unsichere amerikanische WhatsApp mit weltweit einer Milliarde Nutzer und auf der anderen Seite die sichere deutsche Alternative SIMSme von der Deutschen Post mit nur einer Million Nutzer in Deutschland. Zusammenfassend ließe sich sagen, dass IT-Sicherheit zwar notwendig sei, aber eben nicht hinreichend für den Erfolg in der Digitalen Wirtschaft, „da zählen eben auch schnelles Wachstum, hohe Reichweite, viele Marktanteile und ein starker elektronischer Mehrwert“.
Doch angesichts der aktuellen Entwicklung ist es vielleicht gar nicht so weit hergeholt, dass sich die Einstellung bezüglich IT-Sicherheit und Datenschutz bald auch global ändern wird. Als ein Indiz für diese Einschätzung lässt sich möglicherweise die aktuelle Veröffentlichung der Quartalszahlen des britischen Telekommunikationsunternehmens TalkTalk werten: Hierin werden bereits vorab die Kosten für Cyberangriffe angesetzt – mit 77 Millionen Euro.
Aber die Notwendigkeit, über IT-Sicherheit intensiver nachdenken zu müssen, ergibt sich zwangsläufig im Alltag – etwa im Kontext der Diskussion zur bargeldlosen Gesellschaft. Denn sollte dieses Konzept realisiert werden, gilt es die Zahlungsalternativen hinsichtlich der Sicherheit kritisch ins Visier zu nehmen. Allein aufgrund der Tatsache, dass unter anderem insbesondere Transaktionen via Mobile Payment laut dem Sicherheitsexperten Wolfgang Straßer, Geschäftsführer der @-yet GmbH, „immer noch viel zu leicht angreifbar sind“. Für ihn steht fest, dass auf Basis dieser Erkenntnisse ein Umschwung kommen wird.
Mobile Security im Fokus
Straßer ist übrigens ein mittelständischer Unternehmer, der bereits zum achten Mal auf dem Gemeinschaftsstand NRW in Barcelona ausstellt. Sein diesjähriges Resümee in Bezug auf IT-Sicherheit: „Nachdem man in den ersten Jahren fast vergeblich nach Anbietern im Bereich Sicherheit gesucht hat, ist in diesem Jahr sowohl die Zahl der Hersteller mit Lösungen im Bereich ‚Mobile Security’ deutlich gestiegen als auch die Anzahl der Veranstaltungen zu diesem Themengebiet“.
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Ulla Coester arbeitet als Beraterin, Coach und Moderatorin. Ihre Tätigkeit umfasst neben Strategieentwicklung auchTeamentwicklung- und Projekt-Moderation für Unternehmen im Bereich Digitalisierung, sowie Planung und Durchführung von Veranstaltungen zu diesem Thema. Sie ist Mitbegründerin der Ethikplattform www.xethix.com, seit 2010 Partnerin am Social Media Institut (SMI) und seit 2013 Moderatorin des Mobile BusinessClub NRW.