Die (R)Evolution der Rechnung.

Autor – Marcus Laube ist Gründer und Geschäftsführer, crossinx GmbH.

Die Digitalisierung ist aus wirtschaftlicher Sicht mehr als attraktiv: Durch intelligent eingesetzte IT können Informationen ohne Zeitverlust verarbeitet, verknüpft und ausgewertet werden. Die daran anknüpfenden automatisierten Prozesse sind schneller und sparen Kosten. Allein durch die Umstellung auf die elektronische Rechnung könnten Unternehmen finanzielle Vorteile von bis zu 80 Prozent erzielen – und nach dem aktuellen Billentis Report werden allein für Europa in 2015 mehr als 35 Milliarden elektronische Rechnungen erwartet. Die Vorzüge der E-Rechnung haben bisher allerdings nur knapp 27 Prozent der deutschen Unternehmen erkannt. Europaweit hat, Stand heute, knapp ein Viertel aller Unternehmen auf E-Invoicing umgestellt.

Doch auch wenn jede vierte Firma bereits die elektronische Rechnung nutzt, heißt das noch lange nicht, dass die Rechnung auf dem kompletten Weg digital gehandhabt wird. Häufig wird bei der Freizeichnung oder Archivierung des Dokuments weiterhin auf Papier zurückgegriffen. Mit jeder Unterbrechung der digitalen Bearbeitungskette fügt sich ein Unternehmen jedoch selbst wirtschaftliche Nachteile zu, sei es nun durch die Zeit, die verloren geht oder die zusätzlichen Kosten.

Liquiditätsmanagement per Rechnungsfinanzierung

Der tatsächliche Mehrwert der Dokumentendigitalisierung basiert jedoch nicht allein auf der elektronischen Rechnung, sondern entsteht aus der Umstellung aller Zahlungs- und Finanzprozesse. Richtig eingesetzt kann digitalisiertes Supply Chain Financing die Liquidität verbessern, das Working Capital optimieren, Kosten senken, und finanzielle Risiken reduzieren.

Neben der eigentlichen Rechnungsverarbeitung stiften dabei die Möglichkeiten zur Finanzierung von Rechnungen einen entscheidenden Mehrwert: Hierbei wird die Rechnung zunächst über den gewählten E-Invoicing-Provider versandt und die entsprechenden Leistungen werden dann vom Rechnungsempfänger bestätigt. Danach übernimmt der Provider die Zahlung der Rechnung, zum Beispiel über angeschlossene Bankenpartner. Der Käufer profitiert dank der Einkaufsfinanzierung von einem verlängerten Zahlungsziel. Der Lieferant wiederum erhält die Bezahlung bereits innerhalb weniger Tage und hat insgesamt einen wesentlich geringeren Aufwand bei der Rechnungsabwicklung. Für den Lieferanten lohnt sich die Supply Chain Finance auch aufgrund der niedrigeren Zinsen, die er erhält. Auf diese Weise werden Zahlungsprozesse schneller und effizienter gestaltet und Unternehmen wie Lieferanten erreichen dadurch eine höhere Liquidität.

Kleine und mittelständische Unternehmen gelten im E-Invoicing-Bereich als einer der potenziellen Impulsgeber, denn die Umstellung auf die elektronische Rechnung gibt auch ihnen die Möglichkeit zu einer optimierten und digitalisierten Supply Chain-Finanzierung. Aufgrund dieses Trends gibt es immer mehr Dienstleister, die speziell auf diese Zielgruppe zugeschnittene Lösungen entwickeln und anbieten.

Neue Rolle für Banken und Software-Anbieter

Anbieter von E-Invoicing-Lösungen müssen sich deshalb darauf einstellen, integrierte Lösungen anbieten zu können, die den kompletten Prozess – vom Eingang der Bestellung bis zur Begleichung der Rechnung – abdecken. Eine Zusammenarbeit mit einer Bank oder aber eine eigene Banklizenz ist damit in naher Zukunft unumgänglich. Für die Banken birgt diese Entwicklung Chance und Risiko zugleich. Einerseits können sie die Gelegenheit nutzen, um neue Geschäftsfelder zu erschließen. Andererseits stellt das erweiterte Angebot der Provider auch eine Herausforderung für sie dar, denn schon jetzt übernehmen Finanztechnologie-Firmen, sogenannte Fintechs, Teile ihres Kerngeschäfts.

Im Rahmen der Supply Chain-Finanzierung sind Banken daher mehr oder weniger dazu gezwungen, sich mit den Providern über eine mögliche Zusammenarbeit zu verständigen. Andernfalls kann es über kurz oder lang passieren, dass sich der Provider seine eigene Banklizenz besorgt. Und da es sich bei vielen E-Invoicing-Anbietern bereits um erfolgreiche Player handelt, deren Geschäftsmodell sich bereits etabliert hat, scheint diese Option durchaus real. Banken sollten also nicht davon ausgehen, dass sie diese Entwicklung „aussitzen“ können.

Fazit

Die Entwicklung eines Supply Chain Financing ist nicht nur ein Hype, sondern eine unaufhaltsame, digitale Revolution, die dank der rasanten Entwicklungen im B2C-Bereich endlich auch an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Nun müssen alle Seiten – Banken, Unternehmen und Technologieanbieter – sämtliche Möglichkeiten der modernen Finanztechnologie ausschöpfen. Wer diese Entwicklung verschläft, riskiert über kurz oder lang überholt zu werden.

www.crossinx.de

Marcus Laube ist Gründer und Geschäftsführer der crossinx GmbH. crossinx ist einer der führenden Anbieter von Cloud-basierten Services für die Financial Supply Chain. Flexible und skalierbare Services für E-Invoicing, EDI, Scanning/OCR, Druck und Online Factoring bilden ein flächendeckendes Portfolio für den weltweiten elektronischen Austausch von Rechnungs-, Bestell- und Lieferdokumenten sowie die gesamte Abwicklung aller dokumentenbasierten Finanz- und Geschäftsprozesse.