Interview mit Norbert Höpfner, Head of Printing Solutions Samsung Electronics GmbH.
Cloud Computing ist dabei, die gesamte Arbeitswelt zu revolutionieren. Unternehmen virtualisieren mithilfe der Cloud, Desktops, Arbeitsplätze, Serverlandschaften, ganze IT-Infrastrukturen – aber Drucken aus der Cloud? Wie funktioniert das Dokumentenmanagement aus der Cloud? Welche Vorteile erwachsen daraus in täglichen Arbeitsprozessen und inwiefern deutet die Cloud Print bereits die Vision des Dokuments von morgen an? Über diese Fragen sprach das DOK.magazin mit Norbert Höpfner, Head of Printing Solutions bei der Samsung Electronics GmbH.
Die Nutzung mobiler Geräte nimmt auch im Geschäftsumfeld zu. Hat diese Entwicklung direkten Einfluss auf Dokumente? Wird Papier bald sogar überflüssig?
Mit der rasant zunehmenden Verbreitung mobiler Endgeräte wächst generell die Bedeutung von mobilen Prozessen, die zeit- und ortsunabhängig verfügbar sind. Ausgabeprozesse stellen hier keine Ausnahme dar. Eine IDC-Studie zum Thema Printing, Scanning und Dokumentenmanagement belegt, dass Anwender zunehmend mobil drucken wollen: Wollten 2012 nur knapp ein Viertel der Befragten mit dem Smartphone und ein Drittel mit dem Tablet drucken, prognostizieren die Analysten, dass dies bis 2015 mehr als die Hälfte in Anspruch nehmen will.
Wie es sich auch entwickeln mag, Papier wird das Medium bleiben, welches der Nutzer nach dem Druckprozess in den Händen hält. Aber wie die Inhalte von seinem Endgerät an den Drucker übertragen werden, verändert sich mit dem Cloud-Print-Ansatz grundlegend. Diese Entwicklung stellt völlig neue Anforderungen an das Dokument von morgen – weg vom Client-Server-Netzwerk, hin zum mobilen Printing-Service. Cloud Computing spielt hierbei eine maßgebliche Rolle, denn es bietet Anwendern zu jeder Zeit und an jedem Ort Zugriff auf Informationen, Dokumente und Anwendungen. Diesen Trend haben wir frühzeitig erkannt und ein umfangreiches Line-up NFC- und Cloud-fähiger Ausgabegeräte und mobiler Applikationen entwickelt, mit denen Nutzer zeit- und ortsunabhängig drucken können.
Bitte beschreiben Sie klassische Anwendungsszenarien für Cloud Printing.
Klassische Cloud-Printing-Anwendungsszenarien gibt es im Grunde eigentlich nicht. Denn genauso wie mittlerweile nahezu jeder Angestellte zum mobilen Mitarbeiter wird, entwickelt sich jeder Dokumentenmanagement-Prozess zum Drucken aus der Cloud. Die Möglichkeit, überall mit dem Smartphone und Tablet auf die Druckerlandschaft zugreifen zu können, optimiert viele Arbeitsabläufe. Besonders interessant ist das natürlich für Mitarbeiter im Vertrieb und im Service, die per se fast ausschließlich mobil arbeiten. Mit der Samsung Cloud hat jeder Mitarbeiter unterwegs Zugriff auf die Unternehmensdaten, die zentral in der Cloud gehostet werden, und kann sie nach seinen eigenen Bedürfnissen, wo immer er ist, ausdrucken.
Ein Außendienst-Techniker kann beispielsweise vor Ort beim Kunden auf die Cloud zugreifen, das Dokument bearbeiten, das er benötigt, etwa einen Service-Vertrag, und direkt beim Kunden ausdrucken. Aber auch Büroarbeiten lassen sich effektiver erledigen, wenn Mitarbeiter ihre Auftragsbestätigungen unterwegs von ihrem Smartphone aus drucken, Projektpläne direkt am Drucker aufrufen oder gescannte Rechnungen ohne Medienbruch an die Buchhaltung weiterleiten können.
Wie funktioniert und was umfasst das neue Cloud-Printing-Konzept?
Das ganzheitliche Druckkonzept besteht aus der Samsung Cloud Print App und einer neuen Serie von Druckern und Multifunktionsgeräten. Mit der Cloud Print App erhalten Mitarbeiter die komplette Kontrolle über ihren Druckauftrag und können unter bis zu 20 Druckern wählen, welches Gerät ihren Auftrag zu welchem Zeitpunkt druckt. Alles, was Unternehmen brauchen, um direkt aus der Wolke drucken zu können, ist ein Cloud-fähiger Drucker und ein Smartphone oder Tablet, auf dem die Cloud Print App installiert ist. Diese drei Komponenten – Cloud, Drucker und Mobilgerät – kommunizieren miteinander. Das macht die Anwendung so einfach wie jede andere Cloud-Anwendung auch.
Der Unterschied des Samsung Cloud Print-Ansatzes ist, dass die Identifikation des Kollegen oder Geschäftspartners nicht über eine ID oder eine E-Mail-Adresse erfolgt. Durch die zunehmende Verbreitung mobiler Endgeräte, die größtenteils mit einer SIM-Karte ausgestattet sind, ist die Mobilfunknummer der einfachste Weg, um miteinander in Kontakt zu treten. Damit die Sicherheit der Daten gewährleistet ist, wird die Cloud, die wir unseren Kunden anbieten werden, in Rechenzentren im deutschen Rechtsraum betrieben. Unsere Geschäftskunden können sich darauf verlassen, dass die Dokumente, die sie per Cloud Print teilen, zu jeder Zeit dem deutschen Datenschutz unterliegen. Das ist das, was wir zur Markteinführung in Deutschland planen.
Wie werden Sicherheit und Compliance garantiert?
Die zwei Kernanforderungen, die Unternehmen an die Sicherheit ihrer Daten in der Cloud stellen, ist erstens eine Cloud im deutschen Rechtsraum und zweitens eine End-to-End-Verschlüsselung. Das heißt, die Dokumente werden nach dem AES256 BIT-Standard verschlüsselt und erst, wenn sie empfangen und gedruckt werden, wieder entpackt und entschlüsselt. Dadurch ist die gesamte Kommunikation sicher. Diese zwei Kernanforderungen an die Datensicherheit wird Samsung Cloud Print vollumfänglich abdecken.
Zusätzlich sind die lokal auf dem mobilen Endgerät gespeicherten Daten durch die mobile Sicherheitslösung Samsung KNOX geschützt. Wenn also Mitarbeiter Daten aus der Cloud auf ihrem Smartphone speichern, sind die Dokumente hier ebenfalls sicher vor dem unberechtigten Zugriff. Hierfür bietet KNOX eine Container-Lösung, die geschäftliche und private Daten auf dem Smartphone voneinander trennt. Dadurch können auch Mitarbeiter, die im Sinne von Bring Your Own Device ein privates Smartphone zum Arbeiten nutzen, Dokumente aus der Cloud lokal speichern und sind dabei vor Datenverlust sowie Viren und Malware geschützt.
Der Output Markt muss auf kurz oder lang auf die zunehmende Digitalisierung reagieren. Wie schätzen Sie diese Entwicklung ein?
Digitale Unternehmen von morgen stellen neue Anforderungen an professionelle Druckerlösungen: Um effizient mobil arbeiten zu können, müssen Mitarbeiter in der Lage sein, ortsunabhängig Dokumente verwalten, teilen und drucken zu können. Hierfür haben wir auf der diesjährigen CeBIT unsere Vision des zukünftigen Dokumentenmanagements unter dem Titel „Document of Tomorrow“ präsentiert. Denn um zukunftssicher und wettbewerbsfähig aufgestellt zu sein, benötigen Unternehmen ganzheitliche Druckerkonzepte, die zum einen neue Technologien integrieren und sich zum anderen nahtlos in bestehende Infrastrukturen einbinden lassen.
Gibt es Branchen, für die Cloud Printing ganz besonders zu empfehlen ist?
Von Cloud Printing profitieren grundsätzlich Unternehmen aller Branchen, indem sie Arbeitsabläufe mobilisieren und optimieren können – in besonderem Maße mittelständische Unternehmen, die ihre mobilen Mitarbeiter in Echtzeit überall erreichen können. Beispielsweise wenn eine neue Preisliste direkt an alle Außendienst-Mitarbeiter verteilt werden soll. Die Firmenzentrale muss diese nicht mehr umständlich per Fax oder E-Mail verschicken, denn Cloud Print ermöglicht nicht nur das Drucken, sondern auch die gemeinsame Nutzung und das Teilen von wichtigen Dokumenten.
Müssen geschäftliche Anwender ihre Infrastruktur auf einen Hersteller umstellen, oder funktioniert Samsung Cloud Print auch in einer heterogenen Umgebung?
Ein großer Vorteil ist, dass mittelständische Unternehmen Cloud Print sehr gut in die etablierten, professionellen Output-Management-Lösungen, zum Beispiel von Ringdale und ITractive, integrieren können. Damit fügt sich Cloud Print nahtlos in das bestehende Printing-Lösungsportfolio ein.
Darüber hinaus kann die App auf Android-Smartphones und -Tablets installiert werden, die iOS-Version der App wird voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2014 verfügbar sein.
Herr Höpfner, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.
Norbert Höpfner, Head of Printing Solutions Samsung Electronics GmbH. Samsung Electronics Co. Ltd. ist ein weltweit führender Hersteller digitaler Technologien mit einer großen Bandbreite an Produkten für End- sowie Geschäftskunden – von Fernsehern, Smartphones, Tablets, PCs, Kameras, Druckern und Hausgeräten, LTE-Systemen bis hin zu Medizintechnik, Halbleitern und LED-Lösungen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit 286.000 Mitarbeiter in 80 Ländern bei einem Jahresumsatz von 216,7 Milliarden US-Dollar.