Saarbrücken, 17. November 2016 – Der Digitalverband Bitkom hat die heute auf dem 10. Nationalen IT-Gipfel in Saarbrücken vorgestellten digitalen Hubs als „bedeutenden Schritt“ für das Gelingen der digitalen Transformation in Deutschland bezeichnet. Nach einer repräsentativen Umfrage unter 500 Unternehmen aus allen Branchen im Auftrag des Bitkom sagen aktuell 59 Prozent der Unternehmen, dass sie bei der Digitalisierung nur Nachzügler sind. Immerhin jedes dritte Unternehmen (34 Prozent) sieht sich selbst als Vorreiter bei der Digitalisierung. „Künftig wird nicht mehr der auf dem Weltmarkt dominieren, der die meisten PS in sein Auto baut, sondern derjenige, der mit Hilfe digitaler Technologie das intelligenteste und nutzerfreundlichste Beförderungskonzept entwickelt“, sagte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks. „Jeder weiß inzwischen, dass die Digitalisierung alle Branchen grundlegend verändern wird – aber viele Unternehmen wissen nicht, wie sie die Digitalisierung konkret angehen können. Die heute vorgestellten ersten digitalen Hubs in Deutschland werden das ändern. Sie geben den Unternehmen Digital-Knowhow an die Hand: Es geht ums Machen, ums Ausprobieren.“
Die von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel angekündigten digitalen Hubs werden unter der Dachmarke „Digital Hubs Germany“ zunächst zu den Themen Mobilität, Fintech, Logistik und Internet of Things in fünf Städten an den Start gehen:
- Die Digitalisierung der Finanzbranche wird künftig in Frankfurt am Main vorangetrieben. Der dortige Fintech-Hub wird bereits am heutigen Abend eröffnet und wurde unter anderem vom hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir initiiert.
- Die Digitalisierung der Logistikbranche steht in Dortmund im Zentrum. Der dortige Hub wird von Fraunhofer IML gemeinsam mit dem Bitkom und anderen Akteuren vor Ort vorangetrieben und vom Bundesforschungsministerium unterstützt.
- Ein Logistik-Hub entsteht ebenfalls in Hamburg, wobei dort die maritime Kette im Mittelpunkt stehen soll. Partner dabei sind unter anderem der Erste Bürgermeister Olaf Scholz und der Hamburger Hafen.
- Und um die Zukunft der Mobilität wird es in einem digitalen Hub in München gehen. Maßgeblich beteiligt ist der von der Unternehmerin Susanne Klatten geförderte und europaweit führende Inkubator UnternehmerTUM, unterstützt wird der Hub von dem bayerischen Wirtschaftsministerium, dem Bundesverkehrsministerium und der Stadt München.
- Um das Internet Of Things (IoT) und die Digitalisierung des Finanzwesens geht es in Berlin. Hier sind neben der Stadt Berlin zahlreiche Vertreter der starken Digital- und Start-up-Szene mit in die Aktivitäten eingebunden.
- Für die digitalen Hubs, von denen es bundesweit maximal zwölf geben soll, wird gleichzeitig eine internationale Standortkampagne gestartet, um weltweit die innovativsten Start-ups der jeweiligen Branche auf ihre Chancen in Deutschland aufmerksam zu machen. „Die digitalen Hubs sollen ein offenes, digitales Ökosystem bilden, in dem rund um unsere Leitindustrien Branchenriesen, Mittelständler und Start-Ups zusammen mit Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Kapitalgebern die digitale Transformation Deutschlands gestalten“, sagte Dirks. Es gehe darum, jeweils einen konkreten Ort in der Stadt zu schaffen, in dem die Unternehmen Schreibtisch an Schreibtisch arbeiten, Erfahrungen und Lösungsansätze austauschen und die modernsten Produktionstechnologien wie 3D-Drucker ausprobieren und nutzen können. Dirks: „In einem solchen Hub sollen künftig Vorstände von etablierten Unternehmen von Start-ups lernen können, ohne nach Kalifornien fliegen zu müssen.“
Erste Smart School in Deutschland eröffnet
Zweites großes Thema des diesjährigen IT-Gipfels war Bildung. Aus diesem Anlass hat Bitkom unter anderem zusammen mit Bundesbildungs¬ministerin Johanna Wanka und der saarländischen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer die Gesamtschule Bellevue in Saarbrücken als erste „Smart School“ in Deutschland eröffnet. Mit Unterstützung von Partnern wie Bettermarks, Cisco, Fujitsu, Google, HP, Imsimity, Microsoft, Minhoff, SAP und Telekom wurde die Schule mit digitalen Geräten und spezieller Lernsoftware für den Unterricht von morgen ausgestattet. Parallel wird ein didaktisches Konzept entwickelt, um die Technologie in den Lehrplan zu integrieren und die Lehrer entsprechend weiterzubilden. „Digitale Technologien in die Schule zu bringen, ist nicht nur ein Wunsch von Lehrern und Schülern, sondern auch der Eltern“, sagte Dirks.Nach einer repräsentativen Umfrage unter 1.011 Eltern schulpflichtiger Kinder im Auftrag des Bitkom sind zwei Drittel (66 Prozent) der Meinung, dass ihre Kinder durch den Computereinsatz in der Schule motivierter sind. Jeweils rund die Hälfte sagt, durch den Einsatz digitaler Medien lernt das eigene Kind schneller (47 Prozent) und tauscht sich besser mit seinen Mitschülern aus (49 Prozent). Und 8 von 10 Eltern (83 Prozent) fordern, dass mehr Geld in Computerausstattung und in digitale Lernmittel an der Schule ihres Kindes investiert wird. „Der von Bundesbildungsministerin Wanka vorgeschlagenen Digitalpakt, der 5 Milliarden Euro für digitale Geräte und Infrastruktur an den Schulen vorsieht, geht voll auf Forderung der Eltern in Deutschland ein“, so Dirks. „Das ist eine klare Aufforderung an die politisch Verantwortlichen in den Ländern, die Digitalisierung der Schule jetzt anzugehen.“ Nach Ansicht des Bitkom liefert die „Smart School“ in Saarbrücken eine Blaupause, wie sich der Digitalpakt vor Ort praktisch umsetzen lässt. Mit dem Gymnasium Wendalinum hat sich im Saarland bereits die zweite Schule auf diesen Weg gemacht. „Bildung und digitale Transformation unserer Wirtschaft, das sind zwei ganz zentrale Zukunftsthemen. Von ihnen hängen unser künftiger Wohlstand, gesellschaftlicher Zusammenhalt und politischer Gestaltungsspielraum ab“, sagte Dirks.
Gigabit-Netze und Startschuss für Praktikumsbörse JOIN
Daneben wurden im Rahmen der IT-Gipfel-Arbeit die Rahmenbedingungen für die Gigabit-Netze gelegt und unter anderen politische Handlungsempfehlungen für die entsprechende Infrastruktur entwickelt. Im Fokus stand dabei 5G als Schlüsseltechnologie für die Gigabit-Gesellschaft. Im Bereich Datenschutz wurde ein „One-Pager“ als Muster für transparente Datenschutzhinweise erarbeitet und wird Unternehmen kostenlos zur Nutzung angeboten. Ebenfalls zum IT-Gipfel wurde die Praktikumsplattform JOIN gestartet, die Flüchtlinge über Praktika schnell und unkompliziert in den Arbeitsmarkt integrieren soll. Dabei wird vor allem auch der bürokratische Aufwand für Unternehmen, die Plätze anbieten, und Flüchtlinge, die ein Praktikum suchen, minimiert. Dirks: „Der IT-Gipfel hat erneut bewiesen, dass er genau der richtige Ort ist, um die digitale Transformation in Deutschland entscheidend voranzubringen.“ -
Bitkom vertritt mehr als 2.400 Unternehmen der digitalen Wirtschaft, davon 1.600 Direktmitglieder. Sie erzielen mit 700.000 Beschäftigten jährlich Inlandsumsätze von 140 Milliarden Euro und stehen für Exporte von weiteren 50 Milliarden Euro. Zu den Mitgliedern zählen 1.000 Mittelständler, mehr als 300 Start-ups und nahezu alle Global Player. Sie bieten Software, IT-Services, Telekommunikations- oder Internetdienste an, stellen Hardware oder Consumer Electronics her, sind im Bereich der digitalen Medien oder der Netzwirtschaft tätig oder in anderer Weise Teil der digitalen Wirtschaft. 79 Prozent der Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Deutschland, weitere 9 Prozent kommen aus Europa, 8 Prozent aus den USA. 4 Prozent stammen aus Asien, davon die meisten aus Japan. Bitkom fördert die digitale Transformation der deutschen Wirtschaft und setzt sich insbesondere für eine innovative Wirtschaftspolitik, eine Modernisierung des Bildungssystems und eine zukunftsorientierte Netzpolitik ein.