Autoren –
Darius Heisig, Vice President of Sales EMEA
und Dr. Regine Lampert, Senior Marketing Program Manager EMEA, beide bei Kapow Software.
Eine der ältesten IT-Herausforderungen besteht darin, Schnittstellen für die unterschiedlichsten Systeme bereitzustellen, die jeweils mit eigener Struktur und eigenen Formaten arbeiten. Doch ihre Programmierung ist langwierig und teuer. Interessant ist daher eine Lösung von Kapow Software, die mit Hilfe von maschineller Intelligenz manuelle Routineaufgaben wie etwa Recherchen und Datenabfragen der Mitarbeiter nachbilden kann. Das Prinzip hinter dieser Technologie: Mittels spezifischer Datenintegrationsabläufe erfolgt der Datenaustausch nicht über APIs, sondern über ein „Human-Machine-Interface“ – also die Weboberfläche der Anwendungen.
Die Lösung ergänzt dabei die Kofax Capture-Systeme mit sogenannten „Integrationsworkflows“ – das sind virtuelle Roboter, die beispielsweise Informationen und Daten aus gescannten Dokumenten automatisiert plausibilisieren und anreichern können. Wir sprachen mit Darius Heisig, Vice President of Sales EMEA bei Kapow, im Anschluss an die Kofax-Konferenz „Transform“ in San Diego.
Herr Heisig, bei Ihrer Präsentation auf der Konferenz haben Sie die virtuellen „Kapow“-Roboter vorgestellt. Diese können beispielsweise unterschiedliche Systeme und Datenquellen vom Web bis hin zu Unternehmensarchiven und Datenbanken durchsuchen. Welche Technologie steckt hinter dieser Lösung?
Unsere Kunden arbeiten mit sehr vielen Systemen, die auf unterschiedlichsten Technologien beruhen – denken Sie nur an IBM, Oracle, Microsoft. Und jeder Hersteller nutzt verschiedene Programmiersprachen. Um eine Integration zu diesen Systemen zu schaffen, nutzen die IT-Abteilungen klassischerweise Schnittstellen – sogenannte APIs. Doch meistens werden diese APIs nicht so angeboten, wie sie von den Unternehmen benötigt werden. Also programmieren die Mitarbeiter, sie passen an, sie bilden Strukturen nach, sie zahlen externe Berater.
Dabei ist es viel einfacher, eine universelle Schnittstelle zu nutzen. Und als diese „universelle Schnittstelle“ nutzt Kapow mit einem eigens entwickelten Browser die Weboberflächen der Anwendungen. Die Lösung holt die Daten dort ab, die Robots extrahieren die Daten, sie transformieren sie, sie reichern sie an und integrieren sie mit anderen Daten – beispielsweise, um ein mit Kofax erfasstes Dokument in eine proprietäre Kundenanwendung zu übertragen.
Das heißt, Sie automatisieren manuelle Prozesse wie beispielsweise Datenbankabfragen?
Der Mitarbeiter sitzt am Arbeitsplatz, tippt eine Kundennummer ein und klickt auf „Suchen“. Dann kann er alle Vorgänge dieses Kunden ansehen, kopieren, in ein anderes System einfügen. Genau das kann auch ein Robot übernehmen. Usernamen eingeben, Passwort eingeben, LogIn, Kundennummer eingeben, Suche starten und die benötigten Daten ansehen, kopieren, in eine Liste schreiben, in den Dokumentenmanagement-Prozess übertragen. Mit Kapow Software lässt sich binnen Stunden ein flexibler Service erstellen, welcher als Eingaben die Kundennummer festlegt und als Ergebnis die vorher definierten relevanten Daten. Und diese Daten können dann nach Bedarf auch über das Web-Frontend direkt in das Zielsystem geschrieben werden.
Das ist die Grundlage, auf der wir gemeinsam mit unseren Kunden eine fast unbegrenzte Zahl von Ideen, Prozessen und Möglichkeiten entwickeln. Für die Rechnungsprüfung bauen sich Kunden beispielsweise einen Robot, der sich in verschiedene Systeme einloggt und die Rechnungspositionen validiert. Er kann dann über alle Systeme hinweg genau diese Ergebnisse zurückspielen. Und, um dies noch einmal hervorzuheben: Unsere Lösung kann nicht nur lesen, sondern auch schreiben. Es geht nicht nur darum, die Daten einzusammeln, sondern sie auch in die verschiedenen Systeme zu übertragen. Deshalb nennen wir die Robots auch „Integrationsflows“ – also Datenintegrationsläufe.
Das heißt dann aber auch, dass ein IT-Leiter oder ein Verantwortlicher für das Knowledge-Management die Daten, die er braucht, nicht in eine extra Datenbank laden muss. Es gibt ja immer das Prinzip bei Knowledge-Managements, dass aus allen Datenspeichern die Daten zusammengesucht werden, die zur Validierung notwendig sind.
Es gibt natürlich Kunden, die alle Informationen in eine Datenbank konsolidieren. Sie erstellen einen Robot, der die Systeme des Unternehmens durchsucht und alle notwendigen Daten in eine – nennen wir sie – „Knowledge-Management-Datenbank zur Rechnungsprüfung“ schreibt.
Wie viele dieser „Robots“ – oder „Integrationsworkflows“ – haben Ihre Kunden typischerweise im Einsatz?
Das ist vom Anwendungsfall abhängig. Eine mögliche Anwendung ist ein „Talent-Management-System“. Die Robots recherchieren: Welche Jobs werden wo angeboten, wie volatil sind die Angebote? Es gibt Kunden, die für Trendanalysen mehr als 20.000 Robots im Einsatz haben.
Andere Kunden setzen lediglich drei oder vier Robots ein. Deren Aufgaben sind immer wiederkehrende Suchen nach einem ganz bestimmten Ergebnis – die Robots kopieren dieses Ergebnis in eine bestimmte Applikation. Hier kann Kapow die recht eintönige Aufgabe eines Mitarbeiters automatisieren und auf diese Weise gleichzeitig sehr exakt, sehr hohe Volumina verarbeiten.
Wenn wir uns diese Szenarien ansehen ist – grob gesagt – Kofax für die Dokumentenverarbeitung verantwortlich, Kapow übernimmt die Recherche, Anreicherung sowie die Verifizierung der Informationen und Inhalte.
Kurz gesagt ist Kapow die Verbindung von Kofax zu Systemen, für die es keine Schnittstelle gibt.
Eine Grenze und eine Schnittstelle zwischen Kofax und Kapow ist, dass Kofax für Capture und Auslesen der Dokumente verantwortlich ist. Und wenn die Daten aus den Dokumenten vorliegen, übernimmt Kapow …
Richtig! Ein Dokumentenprozess ist definiert und innerhalb dieses Prozesses benötigen die Mitarbeiter in der Buchhaltung eine Validierung und das gegen verschiedene Systeme. Ein Mensch würde in verschiedenen Systemen recherchieren oder Kollegen per Mail um eine Auskunft bitten. Die andere Möglichkeit ist es, diesen Prozess zu automatisieren.
Auf der Konferenz gab es auch einen Vortrag von VISA. Die Projektverantwortliche hat vorgestellt, wie Kofax und Kapow Hand in Hand arbeiten …
Ja, die Projektleiterin bei VISA nannte unsere Robots ihre „kleinen Lakaien“. VISA setzt Kapow im Rahmen der „First Mile“ ein, um das eigene Ecosystem um Zahlungssysteme im BtoB-Bereich zu erweitern. Die Robots verifizieren innerhalb des Kofax-Systems die Informationen aus den gescannten Dokumenten. Der Business Case ist, dass VISA Banken einbindet, mit denen vorher kein Datenaustausch möglich war. Die Qualität bei dieser VISA-Anwendung ist, dass Kofax und Kapow gemeinsam und ergänzend eingesetzt werden. Das ist ein sehr gutes Beispiel für die künftigen Lösungen.
Sprechen wir noch mal über Ihre „Integrationsworkflows“ – wie „intelligent“ sind die Robots, wenn sie zu dem Kunden kommen und wie programmieren die Anwender ihnen Intelligenz?
Alle Funktionalitäten stehen bereit. Die Konfiguration, mit der sie die Robots schlau und effektiv machen, liegt dann in den Händen der User. Die Kunden erhalten eine Art Bausatz. Ganz einfach gesagt – der Robot kann sich bewegen, er kann recherchieren und schreiben. Beim Training fangen die Kunden bei null an, sie befehlen „Gehe immer auf diese Seite!“ und „Lade die Seite“. „Pageload“ ist dann beispielsweise der erste Schritt. Der nächste Befehl ist „Log In!“ und der Robot lädt die Seite. Dann sagen sie ihm „Gebe den Suchbegriff ein“ und klicke auf „Submit“. Der Robot nimmt alle Daten, die er hier findet, und transformiert sie in ein einheitliches Format und stellt dieses Ergebnis in die vorgegebenen Applikationen.
Auf diese Weise werden die Robots „smart“. Wir wissen nicht, ob unsere Kunden die günstigsten Schuhe suchen, die Rechnungen ihrer Kunden kontrollieren oder die besten Aktien recherchieren. Das alles ist möglich – und jede Kapow-Anwendung ist immer an die Intention und das Business-Modell der Kunden geknüpft. Wie jeder Robot, so machen auch unsere Integrationsworkflows das, was ein Mensch machen würde. Sie klicken und kopieren die Ergebnisse und stellen sie in einen neuen Zusammenhang. Genau hier liegt der Mehrwert.
Herr Heisig, wir danken Ihnen sehr für diese interessanten Informationen.
www.kapow.com/de
Darius Heisig ist Vice President of Sales EMEA, Dr. Regine Lampert ist Senior Marketing Program Manager EMEA, beide bei Kapow Software. Kapow Software wurde 1998 in Kopenhagen als Webplattform unter dem Namen Kapow.Net gegründet. Im Jahr 2002 firmierte das Unternehmen um – und verlegte als Softwarehersteller 2003 den Firmensitz nach Palo Alto, USA. In Europa arbeitet Kapow Software mit rund 30 Mitarbeitern, unter anderem in Kopenhagen und Frankfurt. Seit Juli 2013 ist Kapow Software Teil des Kofax-Konzerns.