„Man kann wirtschaftlichen Erfolg und Nachhaltigkeit nicht mehr trennen oder als Gegensatz sehen“
Text: Andreas Keck und Interview mit Andreas Keck, Head of Sustainability und Director Sales Document Output bei Paragon
Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Verantwortung – diese drei Themenfelder werden immer wichtiger für Unternehmen. Auch für den Bereich Kundenkommunikation spielt klimabewusstes Handeln eine nicht zu unterschätzende Rolle, das zunächst in einem ersten Schritt durch die Verwendung von nachhaltigen Materialien umgesetzt wird. Als langfristiges Ziel wird allerdings ein vollständig klimaneutrales Wirtschaften anvisiert. Grundlage dafür ist die UN-Initiative „Climate Neutral Now“ [1], die unter dem Motto „Messen – Vermeiden – Kompensieren“ steht.
Diese drei genannten Eckpunkte konsequent zu berücksichtigen, bedeutet für Unternehmen im Bereich Kundenkommunikation, alle Bereiche vom Druck bis hin zum Versand von Briefen oder Werbemailings zu prüfen. Werden alle Prozesse und Materialien dabei konsequent mit einbezogen, kann bereits heute nahezu Klimaneutralität erreicht werden. Konkret muss dabei ständig und unternehmensübergreifend der CO2-Fußabdruck der gekauften Produkte und Dienstleistungen sowie der eigenen Produktion und Prozesse reduziert werden. Die Aufgabe ist, CO2 zu vermeiden wo möglich – etwa im Energieeinsatz oder der Materialsubstitution.
CO2-Emissionen einsparen und ausgleichen
Durch nachhaltiges Handeln konnten zum Beispiel bei Paragon Customer Communications bis Ende 2021 schon über 3.000 Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden – umgerechnet entspricht das der Pflanzung von 235.000 Bäumen. Zusammen mit ClimatePartner wird eine Bilanz der verbrauchten Treibhausgasemissionen im Unternehmen ermittelt und es werden jene ausgeglichen, die sich nicht vermeiden lassen.
Für das vergangene Geschäftsjahr hat das Unternehmen erstmalig einen Nachhaltigkeitsbericht mit dem Titel „Sustainability Connected“ nach dem Global Reporting Initiative Standard (GRI) veröffentlicht [2]. Dieser legt Zahlen und Fakten offen und sorgt für maximale Transparenz – im Einklang mit regulatorischen Anforderungen der Zukunft.
Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen und kommunizieren
In der Nachhaltigkeitsstrategie orientiert sich Paragon an dem Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, „People, Planet und Partners“. „People“ steht dabei für Arbeitgeberimage und Sicherheit für Arbeitnehmer. Als Arbeitgeber attraktiv zu sein, ist enorm wichtig – gerade durch den Fachkräftemangel, der in der Branche zu verzeichnen ist. Um diesen abzufedern, wird eine nachhaltige Entwicklung der Belegschaft, mit Fokus auf Diversität, aktiv unterstützt. „Planet“ steht für den Schutz der Natur und Umwelt – der Impact des Unternehmens darauf wird genau analysiert. Der Fokus liegt dabei auf den drei Themen Klimaschutz, Energiemanagement und Energieeinsparung. „Partners“ steht für die Kundenorientierung, Arbeitsprozesse, die Nutzung von Ressourcen sowie Beschaffung, Compliance und Risikomanagement.
Durch diese Art der Berichterstattung werden sowohl die interne Kommunikation als auch verschiedene Prozesse im Nachhaltigkeitsmanagement begleitet und verbessert.
Digitalisierung ist ein erster Schritt
Um die Nachhaltigkeit in der Kundenkommunikation voranzutreiben, sind eine Reihe von Maßnahmen möglich – und in Kombination machen sie die Bemühungen um den Klimaschutz erfolgreich.
Als erster Schritt ist hier eine konsequente Digitalisierung von Prozessen und Dokumenten zu nennen, um CO2 einzusparen. Denn läuft die Arbeitsorganisation digital ab, kann auf unnötige Ausdrucke verzichtet werden. Dokumente wie etwa Rechnungen, die monatlich erstellt werden, können den Kunden in einem digitalen Kanal zur Verfügung gestellt werden. Paragon hat verschiedene Dienstleistungen und Systeme erarbeitet, die Kunden die Umstellung von analog zu digital erleichtern. Auch durch ein umfassendes Inbound- und Outbound-Dokumentenmanagement können Prozesse verkürzt und CO2 eingespart werden.
Nutzung von nachhaltigen Rohstoffen und Ökostrom
Eine weitere Maßnahme ist, für alle analogen Mailings auf die Verwendung von Recyclingmaterial und zertifizierte Produkte zu setzen. Die Zertifikate FSC® und PEFCTM stehen für verantwortungsvoll bewirtschaftete Wälder, mit Schwerpunkt auf der Erhaltung natürlicher Lebensräume und der Achtung der Rechte von Waldarbeitern und lokalen Gemeinschaften. Geht es um das Thema Versandhüllen, so steht die Zertifizierung mit dem Blauen Engel für die Einhaltung von Umweltkriterien, die das Umweltbundesamt festlegt. Eine weitere einfache Maßnahme ist die Umstellung auf Ökostrom, der für die Produktion von Mailings und Dokumenten verwendet werden kann.
Die Treibhausgasemissionen, die nicht vermieden werden können – etwa durch das eingesetzte Material oder bei der Herstellung von Druckerzeugnissen – können zusammen mit ClimatePartner klimaneutral gestellt werden. Kunden können dies transparent durch ein Kennzeichnungslabel mit einer auftragsbezogenen und damit individuellen ID-Nummer auf ihren versendeten Materialien kommunizieren: Durch Eingabe dieser ID auf www.climatepartner.com wird die Klimaneutralität eines Auftrags für Kunden, Partner und Mitarbeiter nachvollziehbar.
Mit Adressmanagement Ressourcen sparen
In Deutschland ändern 20.000 Menschen pro Tag ihre Adresse. Deswegen sollten Adressdaten im Rahmen einer Datenaufbereitung vor dem Druck geprüft werden. So können „Falschadressen“ korrigiert und vermieden werden. Das spart zum einen Porto und zum anderen schonen nicht unnötig produzierte Briefe und Mailings die Umwelt.
Auf diese Weise werden Ressourcen wie Papier und Logistik nur für Briefe und Mailings eingesetzt, die auch ankommen. Erfahrungswerte zeigen, dass pro nicht falsch verschickter Sendung zwischen 30 und 50 Gramm CO2 eingespart werden. Diese Werte beziehen sich auf CO2-Werte aus Produktion und Versand.
Sendungen vor Ort produzieren und klimabewusst zustellen
In der Dokumentenlogistik ist die signifikante Einsparung von CO2-Emissionen ebenfalls eines der größten und anspruchsvollsten Ziele – und kann durch ein Konzept umgesetzt werden, das auf einen lokalen Versand von Sendungen setzt. So hat Paragon für Briefsendungen ein 4-Standorte-Konzept entwickelt: Sendungen werden digital nach den Postleitzahlregionen vor der Produktion sortiert und auf den Standort aufgeteilt, der dem Empfänger der Sendung am nächsten liegt. Vor Ort produzierte und versendete Post reduziert Transportwege, verringert Zustellkosten und spart CO2 signifikant ein: Pro Briefsendung ca. 20 Gramm. In der Transportkette sind das umgerechnet ca. 600 Kilometer Einsparung täglich. Das Einspar-Potenzial an CO2-Emissionen kann anhand eines Rechners online selbst ermittelt werden [3].
Beim klimaneutralen Versand werden die Briefsendungen darüber hinaus beim betreffenden Versanddienstleister angezeigt, mit der Maßgabe diese Sendungen klimaneutral zu versenden. Das heißt, dass alle nicht vermeidbaren CO2-Emissionen über die Versender ausgeglichen werden.
Ein Nachhaltigkeitsbericht ist ein entscheidendes Mittel, das eigene Wirtschaften einer eingehenden Prüfung zu unterziehen und Wege zur Verbesserung der Klimabilanz aufzuzeigen. Parallel zur Entwicklung einer entsprechenden Strategie wurde bei Paragon das Thema Nachhaltigkeit zusätzlich als Stabsfunktion in der Organisation platziert und ein standortübergreifendes Projektteam gegründet, welches aus Verantwortlichen aller Produktbereiche besteht. Zuständige Teams ermitteln gemeinsam, wo das größte Einsparpotenzial im Unternehmen steckt.
Über die eigene Bilanz sprach das Dok.magazin mit Andreas Keck, Head of Sustainability und Director Sales Document Output bei Paragon.
Herr Keck, was war der Auslöser, Ihren Nachhaltigkeitsbericht zu veröffentlichen?
Was aus meiner Sicht für alle Unternehmen gilt, gilt auch für uns: Man kann wirtschaftlichen Erfolg und Nachhaltigkeit nicht mehr trennen oder als Gegensatz sehen. Daher haben wir schon im Jahr 2020 angefangen, uns mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Im Zuge dieser Aktivitäten haben wir alles ein bisschen strukturierter zusammengebracht – in Hinblick auf die EU-Verordnung, nach welcher der Nachhaltigkeitsbericht ohnehin verpflichtend wird, wollten wir gleich richtig starten.
Was waren die wichtigsten Erkenntnisse?
Es gibt schon einiges, das in verschiedenen Bereichen umgesetzt war. Im Bereich Personal zum Beispiel Benefits, auf Kundenseite einige Produkte und Dienstleistungen rund um die klimaneutrale Produktion. Aber was bis dato noch nicht gemacht wurde, war, alles aufzuschreiben, zu sortieren und am Schluss zu sehen, wo wir stehen. Eine der Erfahrungen war: Wir sind schon gut, aber wir haben auch noch einiges zu tun.
Gibt es für die Zukunft weitere Pläne?
Wir haben schon ein großes Projekt auf den Weg gebracht, um die Potenziale im Bereich Energie zu analysieren. Nachhaltigkeit zahlt auf zwei Themenfelder ein: auf wirtschaftliche und ökologische Ziele, indem wir Kosten und CO2-Emissionen reduzieren. Das kann zum Beispiel durch gesteigerte Effizienz sein oder dadurch, dass wir in Zukunft selbst massiv Energie über Photovoltaik produzieren oder auch weitere intelligente Konzepte.
Darüber hinaus werden wir über die Aktivitäten im Personalbereich berichten. Wir arbeiten hier am Thema Diversität und sind dabei, das Thema „familienfreundliches Unternehmen“ zu pushen. Zusätzlich wird es ein großes internationales Projekt mit der ganzen Gruppe geben. Auch auf dieser Ebene entstand in den letzten Monaten mit unseren Kollegen aus den anderen Ländern eine Bewegung. Es passiert also auf allen Ebenen eine ganze Menge. Wir sind stolz auf das Erreichte und motiviert, immer weiterzugehen. In den nächsten Wochen, Monaten und Jahren werden wir alle Bereiche des Unternehmens noch nachhaltiger gestalten.
Herr Keck, wir danken Ihnen sehr für diese ausführlichen Informationen.
Paragon Customer Communications DACH & CEE ist ein führender Dienstleister für Unternehmen, die die Print- und Digitalkommunikation mit ihren Kunden wirtschaftlich, reaktionsschnell und erfolgssicher gestalten wollen. Das Unternehmen bietet Lösungen, die jahrzehntelange Erfahrung mit den neuesten Innovationen in Technologie und intelligenter Datennutzung verbinden – in den Bereichen Customer Experience & Marketing, Business Process & Transactional und Digital Customer Experience. Über 1.200 Mitarbeiter sind an acht Standorten in Deutschland, Tschechien und Polen tätig.
Referenzen
[1] https://unfccc.int/climate-action/climate-neutral-now
[3] https://www.paragon-cc.com/de/reduzieren-sie-ihren-co2-fussabdruck