Was nun, RPA?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon Systems

„Traditionelles RPA wird durch Deep Tech-RPA ersetzt werden“

 

Interview mit

Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon Systems

 

Wachstum und Innovation im Bereich der robotergestützten Prozessautomatisierung (RPA) haben an Bedeutung gewonnen – in den letzten fünf Jahren hat hier ein Umdenken statt-gefunden. Unternehmen betrachten Automatisierung mittlerweile sowohl als eine Business- als auch als eine IT-Transformation. Der ausschlaggebende Punkt der aktuellen Entwicklungen besteht darin, dass durch Fortschritte in der Technologie und verbesserte Integration ein ganzheitlicher Ansatz für RPA möglich ist. Unternehmen können folglich die Vorteile von intelligenter Automatisierung voll ausschöpfen. Das DOK.magazin sprach mit Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon Systems über zukünftige Trends, Best Practices und konkrete Umsetzungsszenarien.

Logo DOK.magazinHerr Tillinski, welche Veränderungen in Bezug auf RPA beobachten Sie und wie können Unternehmen wirkungsvoll darauf reagieren?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsDer rasante Übergang zu virtuellen Arbeitsplätzen, die Notwendigkeit Mitarbeiter zu schützen, die massive Zunahme von zu bewältigenden Aufgaben – intelligente Automatisierung machte es möglich, den Kurs zu korrigieren und schnell wieder auf Touren zu kommen. Die automatisierte Erkennung von Geschäftsprozessen (Process Discovery) ist entscheidend, um zügig Aufgaben und Geschäftsabläufe zu verstehen und zu optimieren, die in einer Organisation automatisiert werden können und sollten.

In jüngster Zeit haben wir gesehen, wie Unternehmen RPA unter anderem dazu genutzt haben, um neue Mitarbeiter an Bord zu holen, die Effizienz ihrer Mitarbeiter zu steigern, Massenimpfungen zu planen sowie wichtige Gesundheitsdaten dafür zu sammeln, zu analysieren und die Privatsphäre von Patienten zu schützen.

Logo DOK.magazinGibt es Branchen, die besonders hervorstechen?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsEine Branche, in der wir reges Interesse registrieren, ist der Banken- und Finanzsektor. Kunden können oder wollen für ihre Bankgeschäfte nicht mehr in eine Filiale gehen. Sie wollen das alles aus der Ferne erledigen. Aber für jede Kundentransaktion, die digital durchgeführt wird, gibt es einen Back-End-Prozess, der damit verbunden ist. Hier kommt RPA ins Spiel, um diese Back-End-Prozesse abzuwickeln.

Logo DOK.magazinWie sieht es mit dem Mittelstand aus? Sehen Sie hier RPA-Anwendungen, von denen auch kleinere Unternehmen profitieren?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsEin Teil der Prozessanalyse ist die Beobachtung, wie Mitarbeiter Aufgaben ausführen, während die Aufgaben gestrafft und optimiert werden. Unternehmen wollen Lösungen, die einfach zu implementieren sind und ihren Mitarbeitern helfen, sich zu verbessern. Cloud-Services und Full-Cycle-Automation-as-a-Service (FCAaaS)-Plattformen machen es kleineren B2B-Unternehmen leichter, die Vorteile von RPA zu nutzen.

Ich erwarte, dass sich RPA auch im Mittelstand durchsetzen wird, wenn die Technologie ausgereift ist. Doch braucht es neue Ansätze, denn diese Unternehmen haben nicht die Ressourcen, um einen RPA-Ingenieur einzustellen, der ein Center of Excellence aufbaut. Einige RPA-Anbieter haben dies erkannt: Sie bieten bzw. entwickeln gerade Lösungen für genau diesen Markt.

Logo DOK.magazinKönnen Sie uns ein paar Best Practices für Unternehmen nennen, die mit dem Gedanken spielen oder neue RPA Praktiken implementieren wollen?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsDie Best Practices für 2021 beginnen damit, dass Unternehmen ihre Center of Excellence/RPA-Reise mit der Prozesserkennung beginnen. Wenn sie die Automatisierung als strategischen Schritt sehen, müssen sie eine klare Sicht auf alle Arbeitsabläufe haben. Unabhängig davon, ob sie von Bots oder Mitarbeitern ausgeführt werden. Dies sollte herstellerübergreifend gelten.

Unternehmen müssen zudem in der Lage sein, die Aktivitäten von Menschen und Robotern zu kontrollieren, zu messen und zu verstehen, um alle Investitionen genau zu kennen, Kosten zu reduzieren und die Leistung zu verbessern. Und sie müssen ein Verständnis dafür entwickeln, dass RPA nicht nur die eigentliche Ausführung ist. Unterm Strich zählt also auch die Fähigkeit, das Gesamtbild einer Organisation zu sehen und die Unternehmensleistung zu messen und zu verbessern.

Logo DOK.magazinWas sehen Sie als Haupthindernisse für eine vollständige Umstellung der Arbeitsumgebung auf RPA?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsHier sind vor allem zwei Aspekte zu nennen. Sie betreffen alle Unternehmen unabhängig von ihrer Größe. Das erste Hindernis ist die Total Cost of Ownership (TCO). Die Identifizierung, Entwicklung und Bereitstellung von RPA-Prozessen kann teuer sowie zeitaufwändig sein und erfordert viel Training und Fachwissen. Die zweite Barriere ist die Fähigkeit zur Skalierung. Nur 13 Prozent der Unternehmen weltweit haben mehr als 50 Bots. Für mich bedeutet das, dass sich RPA als Technologielösung noch nicht durchgesetzt hat. Das Potenzial wird bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.

Aus diesen Gründen braucht es mehr Full-Cycle-Automation-Lösungen auf dem Markt, die innerhalb weniger Tage im Unternehmen einsetzbar sind. Nehmen Sie Clalit Health Services als Beispiel. Die staatliche Gesundheitsorganisation aus Israel brauchte eine Möglichkeit, die COVID-19-Impftermine für 4,5 Millionen Mitglieder zu beschleunigen. Wenige Tage später waren 100 Bots im Einsatz, die täglich mehr als 100.000 Termine planten und vielleicht sogar einige Leben retteten. Das reduziert nicht nur die TCO, sondern demonstriert Skalierbarkeit und hat einen hohen Einfluss auf Unternehmen und Mitarbeiter. Das ist Technologie, die einen Unterschied macht!

Logo DOK.magazinLassen Sie uns über Künstliche Intelligenz sprechen. Verraten Sie uns, wie sie im Bereich RPA am besten genutzt werden kann?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsKünstliche Intelligenz ist ein wichtiger Bestandteil jeder modernen Technologie. Die traditionellen RPA-Anbieter ahmen menschliche Prozesse nach. KI- und Computer-Vision-Technologie ermöglicht es, menschliche Aktivitäten präzise zu verstehen, ohne auf zeitaufwändige und kostspielige Geschäftsanalysen angewiesen zu sein. KI und Machine Learning sind in der Lage, Tausende von Prozessen, die ein Mitarbeiter im Laufe des Tages durchführt, zu analysieren und Vorschläge zur Automatisierung zu machen.

Logo DOK.magazinWollen Sie ein konkretes Beispiel nennen?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsIn einer Belegschaft von 100 Mitarbeitern, die alle die gleiche Aufgabe ausführen, werden 20 bis 50 Prozent dies auf unterschiedliche Art und Weise tun. Der ideale Weg ist die effizienteste Ausführung eines Prozesses, der so optimiert wird, dass er jedes Mal auf die beste Weise ausgeführt wird. KI kann aus Daten lernen und hat damit einen starken Einfluss auf zukünftige Unternehmensprozesse. Diese Art von Veränderung kann ein Unternehmen komplett umgestalten. Sie ist viel strategischer und absolut keine kurzfristige Lösung.

KI-Engines können hier den besten Workflow vorhersagen und verstehen, was der jeweilige Nutzer macht. Wir haben diese Technologien zum Beispiel in Real-Time Process Discovery eingebettet. Das arbeitet mit großen Datenmengen in Echtzeit, bietet Szenarien sowie Workflows für die Automatisierung an und führt diese dann im Hintergrund aus. Unternehmen verlassen sich auf RPA-Workflows. Also müssen diese 99 Prozent der Zeit funktionieren. Wenn sich etwas in der Organisation ändert, muss sie sich so schnell wie möglich anpassen. Und die einzige Möglichkeit, dies automatisch zu tun, ist über KI und Machine Learning.

Logo DOK.magazinHeißt das RPA ist dabei sich weiterzuentwickeln? Und wenn ja in welche Richtung?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsLetztendlich wird traditionelles RPA durch „Deep Tech“-RPA ersetzt werden. Viele Unternehmen verwenden die Hyperautomation-Terminologie, aber sie wird niemals ohne „Deep Tech“ überleben. Diese hilft Unternehmen über eine komplette Full-Cycle-Automation-Lösung von A bis Z zu skalieren. Von der Identifizierung und Abbildung der Organisation bis hin zur tatsächlichen Ausführung dieser Prozesse – das ist das neue RPA. Es ist größer und stärker als Hyperautomation. Und es wird noch einmal deutlich stärkere Auswirkungen auf das Geschäft haben – mit niedriger TCO.

Unsere zukünftigen Arbeitsplätze werden hybride Umgebungen mit einer Mischung aus Bots und Mitarbeitern sein. Unbeaufsichtigte Roboter, die im Hintergrund arbeiten, werden komplexe, zeitaufwändige Aufgaben übernehmen, während Bots (virtuelle Assistenten) zur Verfügung stehen, um die Mitarbeiter bei Bedarf zu schulen und zu unterstützen.

Logo DOK.magazinWie können Unternehmen Ihrer Meinung nach mehr Potenzial und Wert aus ihren RPA-Anwendungen schöpfen?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsDer Weg, das Potenzial und den Wert von RPA zu realisieren, beginnt mit der Prozessentdeckung. Nutzen Unternehmen RPA für komplexe und kritische Onboarding-Prozesse, sparen sie Zeit sowie die Kosten für externe Berater. Beobachtung, Analyse und Optimierung der Prozesse erfolgen dann automatisiert innerhalb weniger Tage anstatt wie früher in Wochen oder Monaten.

Zudem sollten Unternehmen die Entdeckung von Anwendungsfällen automatisieren. Sie können RPA einsetzen, um die Arbeitsabläufe der Mitarbeiter zu dokumentieren. Dies macht den Einsatz von Business-Analysten und Beratern überflüssig und ermöglicht es ihnen, ihre Automatisierungsanforderungen selbst in die Hand zu nehmen.

Logo DOK.magazinZum Schluss noch ein Ausblick?

Bild von Mayk Tillinski, Vice President EMEA bei Kryon SystemsIm Jahr 2021 werden Unternehmen verstehen, dass sie, um mehr Wert aus ihren RPA-Projekten zu ziehen, mit der Frage beginnen müssen, was sie erreichen wollen und warum. Wenn ihre Antwort lautet, dass sie ihre Organisation in die neue Ära der Arbeitsumgebung mit maximaler Automatisierung und einer hybriden Umgebung aus Roboter/Mensch transformieren wollen, dann ist der unausweichliche Schritt, RPA als eine Plattform zu sehen, die ihre Organisation abbildet und Prozesse als Teil dieser automatisiert.

Wenn die aktuelle RPA-Lösung eine solche Situation nicht bewältigen kann, ist es an der Zeit, sich nach einer Lösung umzusehen, die das kann. Meine Vorhersage ist, dass nur Unternehmen, die mit ihren Kunden skalieren können, die nächsten zwei Jahre überleben werden. Der beste Weg, um zu skalieren, ist Business Process Discovery und Full-Cycle-Automation.

Logo DOK.magazinHerr Tillinski, wir danken Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch.

https://kryonsystems.de

Kryon Systems ist ein führender, innovativer Robotic Process Automation (RPA)-Plattformanbieter. Das Unternehmen bietet seinen Kunden modernste Technologie mit vielen Integrationsmöglichkeiten bei hoher Skalierbarkeit und intuitiver Bedienung zur Geschäftsprozess-Automatisierung. Die Kryon Full-Cycle Automation Lösung mit Real-Time Process Discovery ermöglicht die stark vereinfachte Abbildung von Geschäftsprozessen mit umfassenden Reporting. Hierdurch wird der Aufwand für Beratern in der Prozessaufnahme deutlich reduziert. Kunden können wählen zwischen Desktop-basierter RPA, Virtual-Machine-basierter unbeaufsichtigter RPA oder einer hybriden Kombination aus beidem. Kryon ist der erste Anbieter einer Cloud-basierten Full-Cycle-Automation-as-a-Service (FCAaaS) RPA-Plattform, die eine schnelle Poduktivsetzung mit flexibler Skalierbarkeit kombiniert. Die Plattform wird von Unternehmen weltweit eingesetzt, darunter AIG, Allianz, EY, Ferring Pharmaceuticals, HP, VISMA, Santander Bank, Singtel, Verizon und Wyndham Hotel Group, Software AG.